Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hatten die Bundesstadt Bonn, das Theater Bonn und die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus zu einer szenischen Lesung aus Jurek Beckers Roman „Jakob der Lügner“ ins Schauspiel Bad Godesberg eingela- den. Stefan Viering stellte Jakob Heym, den Insassen des Ghettos „Litzmannstadt“, als mutigen kleinen Mann dar, der mit seinen „Lügen“ von der bevorstehenden Befreiung durch die Rote Armee versucht, der Verzweiflung seiner Mitgefangenen Hoffnung und Lebensmut entgegenzusetzen.

Beckers Roman mit seiner Schilderung des Ghettolebens und seiner gleichzeitigen Komik ist große Literatur; Stefan Vierings Darstellungskunst gelang es, die Besucher davon zu überzeugen.

Tags darauf hatte die SPD Endenich/West- stadt, die Gedenkstätte Bonn und die DIG zu einer Gedenkveranstaltung ins „Haus der Springmaus“ eingeladen. Schülergruppen der Bertolt-Brecht-Gesamtschule und des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums trugen dazu bei, den Theatersaal bis auf den letzten Platz zu füllen, um Charles Lewinskys Einpersonenstück „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ zu erleben. Der Schauspieler Jan Katzenberger verkörperte den jüdischen Journalisten Emanuel Goldfarb, der in Schulen über sein Leben als Jude nach der Shoah berichtet und in Selbstgesprächen über seine Rolle reflektiert.

In der anschließenden Diskussionsrunde, an der auch die Leiterin der Gedenkstätte und stellvertretende Vorsitzende der Bonner DIG Astrid Mehmel und unser Vorstandsmitglied Anna Flume sowie Schulamith Weil, die Tochter unseres Mitglieds Alisa Weil, teilnahmen, wurde insbesondere der sich in der Öffentlichkeit immer stärker bemerkbar machende Antisemitismus in Deutschland und Europa diskutiert.