Bei der Gedenkstunde am Moses-Hess-Ufer aus Anlass des Novemberpogroms von 1938 erinnerte die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn Dr. Margaret Traub nicht nur an die Ereignisse vor 80 Jahren in unserer Stadt, sondern machte in eindringlichen Worten auf die Situation der jüdischen Gemeinschaft heute aufmerksam, die geprägt ist von Angst angesichts des zunehmenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft.
„Jüdisches Leben ist in Deutschland und Europa wieder gefährdet.“ Der sich öffentlich zeigende Judenhass, wie er etwa beim Anschlag auf Prof. Yitzhak Melamed im Bonner Hofgarten am 11. Juli diesen Jahres deutlich geworden sei, verunsichere auch die Mitglieder der Bonner Gemeinde. Es gehe also nicht nur darum, an die ermordeten und verfolgten Juden zu erinnern, sondern sich um die unter uns lebenden Sorgen zu machen und für sie aktiv einzutreten.
Bürgermeister Reinhard Limbach, der in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeisters sprach, erklärte es für unerträglich, dass auch Bonner Juden darüber nachdenken, wegen des Antisemitismus aus Deutschland auszuwandern.
Die Gedenkveranstaltung hatte im Foyer der Oper mit einem Konzert begonnen, bei dem die in St. Petersburg geborene Pianistin Julia Strelchenko, seit 2017 Studienleiterin an der Bonner Oper, die Klaviersonate „27. April 1945“ von Karl Amadeus Hartmann zu Gehör brachte. Der von den Nationalsozialisten mit Aufführungsverbot belegte Hartmann hatte die So- nate im letzten Kriegsjahr komponiert, nachdem er Augenzeuge des Todesmarsches Dachauer KZ- Häftlinge geworden war. Für den Kaddisch am Schluss der Veranstaltung am Standort der alten Bonner Synagoge konnte wieder der Amsterdamer Kantor Barry Mehler, dessen Familie aus Bonn stammt, gewonnen werden.