An deutschen Schulen nehmen antisemitische Anfeindungen zu. Immer öfter sehen sich jüdische Kinder genötigt, die Schule zu wechseln, um den Drangsalierungen aus dem Weg zu gehen. Woher auch immer Antisemitismus an Schulen rührt, ob aus dem Elternhaus oder durch verzerrte Presseberichterstattung, so bleibt festzuhalten, dass mehr als 20 Prozent der Bevölkerung Untersuchungen zufolge antisemitisch eingestellt sein sollen. Oftmals wird der Antisemitismus als „Israelkritik“ verschleiert und das kleine Land als übermächtig und blutrünstig phantasiert.
Antisemitismus und die Erziehung zu Hass auf Juden und/oder Israel sind eine Gefahr für unsere rechtsstaatliche Demokratie, die nicht unterschätzt werden darf. Deshalb müssen Schulen die Fähigkeit zu kritischem und reflektierendem Denken fördern, damit Kinder und Jugendliche lernen, Antisemitismus und Zerrbilder zu erkennen und zu hinterfragen.
Welchen Beitrag leisten deutsche Schulbücher, um das selbständige Denken zu fördern? Was erfahren Schüler über Juden und über den Staat Israel? Wird die Jahrtausende alte Geschichte des Judentums aufgezeigt? Werden die Bedrohungen, denen sich Israel seit seiner Gründung ausgesetzt sieht, seien es Geiselnahmen, Flugzeugentführungen,Terroranschläge, Raketenanschläge, Vernichtungsdrohungen, dargestellt? Werden Wünsche, Hoffnungen, Gedanken und Ängste jüdischer und arabischer Kinder, deren manchmal lebensbedrohliche Alltagssituation und die Ursachen dafür geschildert?
Seit mehr als dreißig Jahren haben Schulbuchkommissionen deutsche Schulbücher durchforstet und ihre Vorschläge vorgelegt, wie antisemitische Mythen und verzerrte Israelbilder bereinigt werden sollten. Was ist daraus geworden? Haben die Kultusminister und die Schulbuchverlage Konsequenzen gezogen?
Jörg Rensmann ist Politikwissenschaftler und Politikberater des Mideast Freedom Forum Berlin (MFFB e.V), einem Think-Tank, dem Wissenschaftler, Journalisten, Mitglieder jüdischer Organisationen und Exiliraner angehören. Er ist dort Leiter der Bildungsprogramme.
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